Justierung einer Schmidt-Kamera
Wolfram Fischer, Febr. 2003, überarbeitet Juli/August 2007
Grundsätzliches
Auch in
heutigen Zeit verspricht der Einsatz einer Schmidt-Kamera, mit klassischen
fotografischen Emulsionen oder elektronischen Sensoren, hochinteressante
Ergebnisse. Ein großes Bildfeld, gepaart mit extremer Lichtstärke und
Abbildungsschärfe, sprechen für sich!
Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz eines so leistungsfähigen astrofotografischen Instruments
ist jedoch die exakte Kamerajustierung (Ausrichtung der optischen- und
mechanischen Komponenten). Die geometrisch-optischen Eigenheiten des
Schmidt-Systems und die darauf abgestimmte Konstruktion des Kamerakörpers sind
der Rahmen dieser Tätigkeit.
Die Optik eines klassischen Schmidt-Spiegels besteht aus einem Kugelspiegel,
dessen Komafehler eine Öffnungsblende im Krümmungsmittelpunkt beseitigt. Die
sphärische Aberration des Spiegels wird durch die in der Öffnungsblende
befindliche Korrektionsplatte, senkrecht und mittig zur optischen Achse
platziert, behoben. Das Bildfeld innerhalb der Kamera, genau zwischen Spiegel
und Korrektionsplatte, ist zum Spiegel zu kugelförmig gewölbt. Der Radius dieser
Krümmung entspricht der Brennweite des Spiegels. Diese Bildfeldwölbung kann mit
einer dünnen Plankonvexlinse, dicht vor dem Sensor, behoben werden. Deren
Krümmungsradius (Vorderfläche) muss f/3 betragen (gültig bei n = 1,5).
Um zu vermeiden, dass geneigt einfallende Strahlenbündel teilweise am Spiegel vorbei fallen
(Abschattung oder Vignettierung genannt), muss dieser stets größer als die Korrektionsplatte
sein. Die Größe des Spiegels entscheidet damit wesentlich über den brauchbaren Bildwinkel einer
Schmidt-Kamera.
Nach dem Einbau der Optik gilt es die oben geschilderte Geometrie einzurichten,
und möglichst mit dem gesamten Sensor die Bildfläche im Brennpunkt der Optik,
(bei sehr lichtstarken Kameras) auf etwa 1/100 mm genau, zu treffen. Dies kann,
vor allem bei Eigenbaukameras, ein schwieriges Unternehmen werden.
Die im Folgenden geschilderte Vorgehensweise basiert auf
meinen langjährigen Erfahrungen mit einer Schmidt-Kamera 200/240/356.
Konstruktion und Kamerabau stammten von Ing. Wolfgang Roloff aus Birkholz
(Anfang der 80iger Jahre, Konstruktionszeichnung siehe
014.pdf.Seite 236). Die Optik lieferte Michael Greßmann. Besonderheiten
im Aufbau des Kamerakörpers haben natürlich Auswirkungen auf die
Durchführbarkeit der hier beschriebenen Justierschritte. Mit kommerziellen
Kameras habe ich keine Erfahrung! Dennoch denke ich, mit dieser Anleitung
wichtige Informationen für den grundsätzlichen Umgang mit Schmidt-Kameras
weiterzugeben.
Die Justierbarkeit der Filmfläche war in meiner Kamera folgendermaßen gelöst:
1 = Haltekreuz, 2 = Stempelachse, 3 = 8 Justierschrauben, 4 = Stempel (diente zur Feinfokussierung, auf diesen drückte von unten eine kalottenförmig gedrehte Ringkassette zur Filmaufnahme. Die Ringkassette wurde arretiert über eine Zugstange, die durch die Stempelachse geschoben und in der Kassette verschraubt wurde.) 5 = Fokussiergewinde, 6 = Klemmung (auf die Klemmung habe ich später verzichtet, da sie zu Bildfeldverkippungen führte. Der Fokusstand wurde besser über Indexstriche abgelesen und bewahrt.) Ringkassette und Zugstange sind hier nicht dargestellt.
Auf welches
Ausmaß an Schwierigkeiten ich bei der Justierung meiner Schmidt-Kamera stieß,
kann man unter
Bild: 19830813.SK.Gn.M57 und
Bild: 19840730.SK.Stb.Lyr
lebendig nachlesen. Möge Ihnen hierdurch etwas derartiges erspart
bleiben!
Gehen wir nun die einzelnen Justierschritte durch.
Markierung Spiegel- und Korrektionsplattenmitte
Vor dem Einbau
der Optik muss die Mitte von Spiegel und Korrektionsplatte (auf Innenseite), mit Hilfe eines
wischfesten Faserstiftes (z.B. LUMOCOLOR permanent), mit einem Punkt versehen
werden. Beim Spiegel gilt es die Mitte der wirksamen Fläche zu kennzeichnen, die
sich nach dem Einbau in die Spiegelfassung ergibt. An die Platzierung dieses
Punktes wird keine übermäßige Genauigkeit gestellt.
Dies ist bei der Korrektionsplatte ganz anders. Ihre Mitte falsch zu markieren, bedeutet ihre optische Achse falsch auszurichten. Auf deren seitlichen Versatz reagiert das Bild ziemlich empfindlich. Es entstehen verwischte Sternfiguren (Koma).
Hier muss eine Genauigkeit von annähernd 0,1 mm erreicht werden. Entsteht dennoch trotz größter Sorgfalt Koma, kann dafür eine herstellungsbedingte
Anomalie in der Korrektionsplatte verantwortlich sein. Hier helfen nur
schrittweise seitliche Verschiebungen der Korrektionsplatte und Testaufnahmen.
Mehr dazu später.
Einrichtung des Korrektionsplattenabstandes
Wenn Sie, eine Lampe neben dem Kopf haltend, von vorn in
die Kamera schauen, kann man auf der Optik, neben unzähligen Staubkörnern (es
sieht immer furchtbar aus), die markierten Mittelpunkte sehen. Der Abstand
der Korrektionsplatte sollte so eingerichtet werden, dass das Spiegelbild des
auf der Innenseite angebrachten Korrektionsplattenmittelpunktes in genau gleicher Entfernung erscheint:
Fallen nicht zufällig der Punkt und sein Spiegelbild zusammen, ist dieses Spiegelbild,
etwas blasser als das Original, mehr oder weniger dicht daneben (und ebenso
groß) auffindbar.
Durch unser räumliches Sehen, ist eine
Entscheidung darüber möglich, ob dieses Spiegelbild vor oder hinter der
Korrektionsplatte in der Luft abgebildet wird. Über die Justierschrauben in der
Korrektionsplattenfassung muss der Abstand so eingerichtet werden, dass das
Spiegelbild auf der Innenfläche der Korrektionsplatte erscheint.
Über einen Millimeter mehr oder weniger wollen wir uns da nicht streiten.
Die Korrektionsplatte befindet sich damit ausreichend genau im
Krümmungsmittelpunkt des Spiegels.
Ausrichtung des Spiegels auf die Korrektionsplatte
Mit Hilfe der 3 Justierschrauben hinter der Spiegelzelle wird nun der Spiegel so gekippt, dass das Spiegelbild des Korrektionsplattenmittelpunktes mit dem Originalpunkt exakt zur Deckung kommt.
Festlegung des Fokussierbereichs
Bevor die Stempelachse genau justiert wird, sollte ihre Position längs der optischen Achse festgelegt werden, damit der Fokus, auch bei Verwendung von Filtern im Strahlengang, (Bildweite wandert fast um die Dicke des Filters vom Spiegel weg!), günstig zu liegen kommt. Dies kann man am Tage mit einem weißen Papier in der Filmkassette und einem fernen Landschaftsrelief (oder am Mond) erreichen. Man schaut durch ein Zugriffsloch auf die Abbildung.
Justierung der Stempelachse
Der gekennzeichnete Korrektionsplattenmittelpunkt, mit seinem zur Deckung gebrachten Spiegelbild, ist der wichtigste und einzig verlässliche Anhaltspunkt zur Ausrichtung der Stempelachse und damit der Filmfläche! Die Abbildung 2 verdeutlicht die geometrischen Verhältnisse:
Abb.2
Bemerkenswert ist hier, dass die Bildfläche senkrecht zu einer Linie steht, die von irgendeinem Punkt
des Spiegels durch den Korrektionsplattenmittelpunkt (Krümmungsmittelpunkt)
verläuft. Im optischen System einer
Schmidt-Kamera besitzt der Spiegel also beliebige, zum Krümmungsmittelpunkt ausgerichtete
optische Achsen (natürlich nicht das Schmidt-System insgesamt)! Schon
um eine unsymmetrische Vignettierung im Bild auszuschließen, ist es
sinnvoll, die Stempelachse auch auf den Spiegelmittelpunkt auszurichten. Ebenso wäre
die in Abb.2 dargestellte Schieflage der Korrektionsplatte (nicht senkrecht zur
Stempelachse) optisch ungünstig. Dies würde aber durch einen späteren
Justierschritt beseitigt.
Vorgehensweise: Es gilt die Röhre der Stempelachse, ohne jede Verkantung, in
ihrer ganzen Länge mit äußerster Sorgfalt konzentrisch auf die Verbindungslinie
Korrektionsplattenmitte - Spiegelmitte auszurichten (siehe "Durchblick" Abb.2).
Dies geschieht mit den 8 Justierschrauben im Haltekreuz. Man kann sich
unglaublich hineinsteigern und winzige Abweichungen erkennen. Die Genauigkeit
lässt sich weiter steigern, indem die Kamera zum Durchblick wiederholt um 90
Grad gedreht wird. Aber nicht vergessen, primär ist die Ausrichtung auf den
Korrektionsplattenmittelpunkt! Daher macht es Sinn, die Spiegelzelle gegen Ende
auszubauen und von unten durch die Stempelachse auf den Korrektionsplattenpunkt
zu justieren. Die Genauigkeit wird noch besser. Man sieht schließlich förmlich
"das Gras wachsen" und kann so, nach Stunden anstrengender Tätigkeit, eine fast
schon brauchbare Ausrichtung der Filmfläche erreichen. Nach Abschluss der
Arbeiten sollten die 8 Justierschrauben fest genug angezogen sein, um ein
Herausstürzen der Stempelachse unmöglich zu machen. Nach dem Wiedereinbau des
Spiegels muss das Spiegelbild des Korrektionsplattenmittelpunktes wieder genau
in Deckung gebracht werden.
Eine noch weiterführende Feinjustierung an den 8 Schrauben wäre ein
Lotteriespiel und reine Zeitverschwendung. Die Sache ist jetzt hier
abgeschlossen.
Ausrichtung der Korrektionsplattenlage rechtwinklig zur Stempelachse
Bevor die ersten Testaufnahmen erfolgen können, muss noch die senkrechte Lage der
Korrektionsplatte zur optischen Achse des Schmidt-Systems eingerichtet werden.
Die Genauigkeitsanforderungen sind hierbei nicht hoch.
Benötigt wird dafür ein Lot (einen Zwirnsfaden durch die Mitte eines Sauggummis
ziehen, am Fadenende eine Nähnadel zur Beschwerung anbringen) und eine kleine
Waaglibelle (an manchen Astrostativen vorhanden).
Der Sauggummi des Lots wird vorsichtig von innen mittig auf den
Korrektionsplattenmittelpunkt festgedrückt und der Faden durch die Stempelachse
geführt. Die Kamera muss jetzt präzise senkrecht ausgerichtet werden, damit der
Faden mittig durch die Stempelachse, auf den Spiegelmittelpunkt zeigend,
frei hängt. Am einfachsten gelingt dies auf der Montierung.
Ist dies erreicht, wird vorsichtig von oben die Waaglibelle auf die
Korrektionsplatte gelegt. Mit Hilfe von Justierschrauben in der
Korrektionsplattenfassung lassen sich Abweichungen von der horizontalen Lage
beheben.
Mit Beendigung dieses Arbeitsschrittes sind die Vorjustierungen am Tage
abgeschlossen. Die Abweichungen von einer perfekten Ausrichtung
sind schon gering. Dennoch fangen nun die eigentlichen Schwierigkeiten erst an.
Eine einfache Fokussiermöglichkeit
Es soll möglich sein, den Fokus
schnell und einfach auf folgende Weise zu ermitteln:
Man nehme ein Teleskop mit etwa gleicher Öffnung wie die Schmidt-Kamera, stelle
sein Bild mit einem schwach vergrößernden Okular an einem astronomischen Objekt
scharf und bringe anschließend das Instrument in eine Position, die es
gestattet, mit diesem von vorn in die Schmidt-Kamera zu schauen. Ist die
Filmfläche exakt im Fokus, muss diese jetzt im Okular des Teleskops scharf
angebildet erscheinen!
Ob damit allerdings knackig scharfe Bilder möglich werden, wage ich zu
bezweifeln. Sie werden um Testaufnahmen nicht herum kommen.
Fokustestaufnahmen
Die Durchführung von Testaufnahmen (ganz allgemein) wird mit Sicherheit einige
Zeit beanspruchen und die Geduld auf eine Probe stellen. Mit CCD-Technik geht
das natürlich leichter und viel schneller. Meine Ausführungen beziehen sich aber
auf die klassische Fotografie:
Zunächst muss die genaue Scharfeinstellung ermittelt werden. Zu empfehlen ist,
von Anfang an, sich auf die Verwendung eines Filters (z.B. Lumicon
Deep-Sky-Filter oder Lumicon H-alpha Pass-Filter oder eines Filtersatzes mit
gleichem optischen Weg, z.B. Astronomik LRGB-Filtersatz 2c) und auf die
Verwendung einer Emulsion (z.B. ungehyperter TP 4415 oder TP 6415) einzustellen.
Man vermeidet dadurch unnütz viele Tests, denn jeder Film ist anders dick und
jeder Filter verlängert den Strahlengang anders!
Bei der Durchführung von Testaufnahmen sollte sogleich mit nachgeführten
Teilbelichtungen begonnen werden. Sternspuraufnahmen gehen auch, zeigen aber
nicht alles, z.B. wenn die Koma ausgerechnet in Sternspurrichtung verläuft.
Wie habe ich solche Aufnahmen durchgeführt:
Dazu richtete ich die Kamera auf ein Himmelsareal mit einem sehr hellen Stern
(z.B. Wega). An dessen Abbildung kann das Erscheinen eines deutlichen oder
verwischten Strahlenkreuzes viel über eine mögliche seitliche Fehllage der
Korrektionsplatte aussagen. Nach jeder Teilbelichtung a 30 Sekunden wurde
vorsichtig der Verschlussdeckel aufgeschraubt, die Zugstange etwas gelockert,
der Stempel zum nächsten Indexstrich (0,05 mm Fokusgang) weitergedreht und die
Filmkassette entgegengesetzt in Ausgangsposition ungefähr zurückgedreht. (Dafür
war an der Filmkassette eine tastbare Markierung eingesägt.) Man darf dabei auch
eine kleine Taschenlampe zu Hilfe nehmen. Nun wurde die Zugstange wieder leicht
festgeschraubt, die Feinbewegung in Deklination ein kleines Stück
weitergestellt, der Verschlussdeckel abgeschraubt und der Strahlengang zur
nächsten Teilbelichtung freigegeben. Der Vorgang begann von Neuem. Die letzte
Teilbelichtung (meist die 10.) wurde zwecks Kennzeichnung ein 2. Mal ohne
Antrieb als Strichspur belichtet.
Dies klingt vielleicht kompliziert, geht aber schnell in Fleisch und Blut über.
Nun geht man in die Dunkelkammer und notiert sich zuerst die verwendeten
Fokuseinstellungen. Das Negativ wird im Dunkeln 2 Minuten im Entwicklerbad
anentwickelt, in Wasser kurz abgespült, dann 60 Sekunden in Fixierbad getaucht
und anschließend mit Wasser abgespült. (Wenn das Negativ noch sehr weiß
aussieht, braucht es eine längere Fixierzeit.) Nach dem Fixieren kann Licht
gemacht werden. (Man kann übrigens zu solchen Tests auch Farbemulsionen mit s/w
Entwickler auf gleiche Weise zur Auswertung bringen.) Das Negativ soll ja nicht
ewig halten oder unbedingt alles zeigen.
Mit einem 16 mm Okular, falsch herum gehalten, hat man die richtige
Lupenvergrößerung, um das Negativ anzuschauen. Sicherlich ist der optimale Fokus
noch nicht getroffen, aber die Richtung steht fest. Mit 2 oder 3 weiteren
Aufnahmen, schließlich mit 0,025 mm Fokusschritten, sollte man zum Ziel kommen.
Eine rechnerische Fokussierhilfe
Um Fokusdifferenzen und Bildfeldverkippungen quantitativ bestimmen und vergleichsweise schnell beheben zu können, entwickelte ich eine einfache Rechenmethode. Näheres, auch der theoretische Hintergrund, sind meinem Artikel in der Zeitschrift "Astronomie und Raumfahrt"
Heft 4/1989 zu entnehmen. Die Anwendung dieses Verfahrens kann ich unbedingt empfehlen.
Behebung einer
Filmflächenverkippung
Wenn die Sterne über das Bildfeld verteilt ungleichmäßig scharf sind, vielleicht
an einer Stelle komaartig verwischt oder dreieckig abgebildet werden, liegt das
primär an einer kleinen Verkippung der Filmfläche zur Bildfläche. Als
Mitverursacher der Koma muss aber zugleich eine seitliche Fehlausrichtung der
Korrektionsplatte im Auge behalten werden. Welcher der
beiden Fehler zuerst zu beheben ist, entscheidet ihre Dominanz. Sind die
Sterne auf einer Seite des Bildes deutlich schärfer als auf der
gegenüberliegenden, würde ich zunächst die Filmflächenverkippung angehen. Auch
diese kann eine leichte Koma vortäuschen!
Die seitliche Ausrichtung der Korrektionsplatte
Werden die Sterne über das Bildfeld etwa gleich groß (scharf) abgebildet, das
Strahlenkreuz heller Sterne jedoch undeutlich und schwache Sterne
dreieckig bis komaartig verwischt wiedergegeben, kennzeichnet der markierte
Korrektionsplattenmittelpunkt nicht die optische Achse der Platte. Sie muss
irgendwie seitlich verschoben werden. Die optische Achse der Platte kann herstellungsbedingt
von ihrem geometrischen Mittelpunkt abweichen! Bei meiner Korrektionsplatte
handelte es sich um ca. 1,5 mm.
Das Ganze ist hiermit nur noch ein Problem der Lagezuordnung in der Kamera.
Die theoretische Abbildungsleistung einer Schmidt-Kamera
Lichtstarke fotografische Systeme, auch Schmidt-Kameras, arbeiten niemals
beugungsbegrenzt! Bei 200 mm Öffnung haben zentrale Beugungsscheibchen, bei λ
= 550 nm, einen Winkeldurchmesser von 1,38". Diese würden bei f/1,5 lediglich
0,002 mm groß abgebildet. Einerseits sind die extrem geringen optischen
Herstellungstoleranzen kaum einhaltbar, andererseits wird durch die
Korrektionsplatte, die winzige prismatische Effekte einführt (chromatische
Aberration), eine derartige Abbildungsleistung unmöglich. Im Übrigen würde eine
solche Bildschärfe kein Film und auch kein CCD-Sensor wiedergeben (und justieren
möchte ich das auch nicht)!
Es wird nun ein Testbild benötigt, welches eine Lagezuordnung in der Kamera
gestattet. Nach dem Einlegen des Films wird dieser, an der Stelle einer
Kassettenmarkierung, mit einem Kratzer versehen, in reproduzierbarer Position in
die Kamera geschraubt und 1mal 30 oder 60 Sekunden belichtet.
Mit dem Mikroskop und obigen einfachen Rechnungen lässt sich nun ungefähr
bestimmen, welche Stelle der Filmfläche wie weit vom Fokus entfernt liegt. Damit
ist bekannt, in welche Richtung und um welchen Betrag die Kassette gekippt
werden muss. Es gilt nur noch zu klären, ob die Sternzerstreuungskreise intra-
oder extrafokal liegen. Dies lässt sich mit einem Fehlversuch
herausfinden.
Um solche winzigen Filmflächenverkippungen gezielt zu beheben, klebte ich auf
die Stempelandruckflächen der Ringkassetten, an ermittelter Stelle und Dicke,
kleine Papierstückchen. Das Papier hatte ich zuvor mit einem Schraubenmikrometer
in seiner Dicke vermessen. Auf diese Weise kam ich sehr schnell zu einer
deutlichen Verbesserung. Die Zugstange presste die Kassette jetzt etwas verkantet
gegen den Stempel. Natürlich musste nun die Kassette immer in gleicher Drehlage
(Markierung) eingesetzt werden.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass es mit klassischem Film ohne
Ansaugvorrichtung immer kleine Zufälligkeiten in der Abbildungsschärfe geben
kann. Der Film liegt an der Kalotte nur mehr oder weniger gut an , (vom
möglichen Beulen des Films ganz zu schweigen). Man lernt mit der Zeit, wann es
Sinn macht an der Justierung Verbesserungen zu versuchen und wann nicht.
Defokussierte Testaufnahmen zeigen in Bildmitte Sternkreise mit aus der Mitte versetzten
Haltekreuzschatten. Nah am Ziel führt man Testaufnahmen durch, wie zuvor unter "Behebung einer
Bildflächenverkippung" beschrieben. Die Auswertung und Lagekorrektur erfolgt
nach folgender Skizze (KP = Korrektionsplatte):
Schmidt-Kameras sind fotografisch optimierte Systeme. Diese sind gemäß den
Anforderungen, für mehrere Grad große Bildfelder, berechnet. Optiktheoretiker
sprechen hier von optimierten Zerstreuungskreisen, nicht von Beugungsbildern.
Die Zerstreuungskreise einer klassischen Schmidt-Kamera können theoretisch, je
nach Wellenlänge, 0,015 mm Durchmesser nicht unterschreiten!