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Eine Ebene höher  1. Seite Hinweise für Astroamateure

Wolfram Fischer

Pro und Kontra Newton-Teleskop

Auf Grund der verhältnismäßig einfachen Bauart, bestehend aus einem parabolischen Hauptspiegel und einem planen Ablenkspiegel, sind Newton-Teleskope mit beträchtlichen Öffnungen preislich relativ günstig zu haben. Sie werden mit recht großen Öffnungsverhältnissen angeboten und liefern mit gängigen Okularen visuell und  auch fotografisch helle Bilder. Die Herstellungstoleranzen von Parabolspiegeln mit größerem Öffnungsverhältnis sind allerdings sehr gering und eine tatsächliche  Beugungsbegrenztheit ist zumindest hinterfragungswürdig. Bei 1:4 hat dazu der weitaus größte Teil der Spiegelfläche das Licht eines Sterns (auf der optischen Achse) auf einen Punkt von kaum 0,005 mm Durchmesser zu bündeln (Ø zentraler Beugungsscheibchen bei λ=510nm – Empfindlichkeitsmaximum des nächtlichen Sehens)!
Für optimale Ergebnisse ist zudem eine saubere Kollimation der Optik erforderlich.

Die Abschattung durch den Fangspiegel fällt geringer aus als bei Cassegrain-Teleskop-Typen und beeinträchtigt die Bilddefinition weniger. Die relative Größe des Fangspiegels wächst jedoch mit dem Öffnungsverhältnis, sowie bei fotografischer Optimierung. Die Aufhängung des Fangspiegels erfolgt meist über ein Haltekreuz und erzeugt, um helle Sterne sichtbar, die typischen Strahlenkreuze (Spikes). Manche finden diese chic, obwohl sie Licht- und Informationsverlust bedeuten (ließen sich vermeiden durch eine leider instabilere geschwungene Fangspiegelaufhängung).  Um in der Deep-Sky-Fotografie randscharfe Abbildungen zu erhalten, ist die Verwendung eines Komakorrektors erforderlich. Der optische Weg hinter dem Okularauszug ist ziemlich begrenzt und muss gegebenenfalls sorgfältig bedacht werden.

Der Einblick in ein Newton-Teleskop ist bequem, aber gewöhnungsbedürftig. Visuell ist leider auffällig, dass bei geringen Vergrößerungen der Fangspiegel mit einem leicht unscharfen Schatten in der Bildmitte in Erscheinung tritt, an dem man gern vorbeischauen möchte. Höhere Vergrößerungen erzwingen den Blick ausschließlich auf diesen zentralen Schatten. Ich besaß vor langer Zeit einen 1:8-Newton, bei dem mich das extrem gestört hat.  (Cassegrain-Teleskope aller Art zeigen so etwas nicht.) Bei dem alten kleinen 1:10-Newton auf der Sternwarte in Sohland ist mir das früher nicht aufgefallen. (Mit diesem konnte man allerdings nur Steckokulare bis maximal 25 mm Brennweite einsetzen. Bei jedem 1:4-Newton ist das ähnlich, wegen der ansonsten zu großen Austrittspupille.) Der alte Herschel umging dieses Problem mit kleinen Öffnungsverhältnissen und einer leichten Ankippung der Hauptspiegel. Unter Hinnahme diverser Abbildungsfehler schaute er ohne Fangspiegel mit einem Okular, vom Teleskoprand aus, direkt von oben auf den Hauptspiegel.

 

Verdrehte Aufnahmen

Zur Bildpositionierung genügt es nicht, lediglich das Aufnahmeobjekt irgendwie in die Bildmitte zu rücken. Zu einer korrekten Deep-Sky-Aufnahme  sollte auch  die Ausrichtung der Bildachsen auf die Himmelsrichtungen gehören! (Ausnahmen davon sind z.B., wenn mit kurzer Brennweite der Horizont  oder eine Landschaft im Bild erscheinen.) Wie ein Blick ins Internet belegt, gibt es in nichts anderem astrofotografisch mehr Nachlässigkeiten! Dabei geht es hierbei um etwas, was den Wert einer Aufnahme in Frage stellen und zur Herausbildung falscher Sehgewohnheiten beitragen kann.

Norden hat oben und Osten hat links zu liegen. So stehen die Objekte am Himmel, wenn wir nach Süden schauen und sie kulminieren. Jeder Himmelsatlas, jede Sternkarte (ausgenommen die Polregionen), egal ob Nord- oder Südhimmel, ob analog oder digital, professionelle Aufnahmen, z.B. in Datenbanken wie Digitized Sky Survey, SIMBAD, NED, SDSS u.a. sind stets so ausgerichtet. Machen wir es genauso, kann man sich leicht an diesen Quellen orientieren und händisch Objekte identifizieren. Solche Aufnahmen liefern automatisch eine Lageorientierung.

Das durch die kleinen Sensorgrößen beengte Bildfeld hat in neuerer Zeit, auch im professionellen Bereich, mitunter verdrehte Bildfelder notwendig gemacht. Dies dient einer besseren Objekterfassung. Bei den meisten hier auffälligen Amateuraufnahmen ist dafür aber kein Grund erkennbar, es ist offenbar ein Versäumnis. Verdrehte Bildwiedergaben sollten zumindest Markierungen der Himmelsrichtungen aufweisen, wie z.B. beim Pferdekopfnebel, den man gern um 90 Grad dreht. Ganz schlimm finde ich die gegenwärtige Mode,  den Andromedanebel irgendwie verdreht auf dem Rücken liegend  abzubilden. Für junge Fotografierende eines der reizvollsten Startziele, ist das Internet voll davon. In Zeitschriften werden solche Bilder auch noch so abgedruckt oder in Wikipedia und durch YouTube-Videos verbreitet. Natürlich machen Einsteiger so etwas nach. „Dank" des freien Internets wurde eine falsche Sehgewohnheit geprägt und  offenbar weiß kaum noch jemand, wie die Galaxie am Himmel steht oder es spielt für sie keine Rolle. Ein Grund mehr, auf korrekte Bildachsen zu achten! Machen Sie sich frei von falschen Sehgewohnheiten! Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer das ist.


Korrekte Ausrichtung des Andromedanebels 

 

Ausrichtung der Bildachsen

Die Einhaltung aller komplexen Anforderungen in der Deep-Sky-Fotografie ist eine Herausforderung. Wie soll jetzt das noch gelingen? Nur die Besitzer von Smart-Teleskopen können sich beruhigt zurück lehnen. Für sie ist alles kinderleicht und ihnen fehlt sowieso eine Einflussmöglichkeit, bestenfalls in der Nachbearbeitung.

Tatsächlich ist die Ausrichtung des Bildfeldes auf die Himmelsrichtungen einfach und kann schnell gelingen, besonders mit einer gut eingenordeten parallaktischen Montierung. Die Aufnahmekamera muss lediglich im Okularauszug richtig gedreht werden, aber wie?

Nachdem Sie einen hellen Stern im Live-Bild-Modus zum Fokussieren benutzt haben, stellen Sie diesen in die Nähe eines Bildrandes (lange Seite bei einem rechteckigen Sensor) und lassen ihn, durch Betätigung der Feinbewegung, über das Bildfeld wandern. Der Stern wird wahrscheinlich schräg darüber ziehen. Drehen Sie leicht die Kamera und beobachten was passiert. Wenn der Stern seinen Abstand zum Bildrand beibehält, haben Sie schon gewonnen. Die Bildachsen liegen jetzt, dank parallaktischer Aufstellung, parallel in Ost-West-Richtung auf dem Rektaszensionskreis und rechtwinklig dazu in Nord-Süd-Richtung auf dem Deklinationskreis. Mehr ist hier vor der Aufnahme nicht zu tun. Man muss es mit der Genauigkeit auch nicht übertreiben. Ein Bleistiftstrich an Kamera und Okularauszug kann künftig diese Ausrichtung erleichtern. Alles in allem sollte das in wenigen Minuten zu schaffen sein. Bei der Bildbearbeitung kann später an geeigneter Referenzquelle die Lagekorrektur erfolgen. Die Datei lässt sich problemlos um 90 oder 180 Grad drehen und auch gegebenenfalls spiegeln.

Bei azimutalen Montierungen muss die Kamera um 3 Achsen gedreht nachgeführt werden, um auch die Bildfelddrehung auszugleichen. Ich habe hiermit keine Erfahrung, würde aber vermutlich die Ausrichtung am Aufnahmeort an hellen Sterngruppen durchführen. Über „Guide 9" könnte man zur Orientierung  eine Vorlage ausdrucken oder ein POSS II-Bild des Aufnahmefeldes verwenden.
Generell empfehle ich, vor allem für Benutzer längerer Brennweiten, schon in Vorbereitung einer Aufnahme, sich im Internet ein Bild des Aufnahmefeldes vom „Digitized Sky Survey" (POSS II am Nordhimmel) herunterzuladen. Das ist eine wunderbare Referenzquelle, auch in Sachen Bildausrichtung! Die Adresse ist: https://archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form?&resolver=SIMBAD

Eine Koordinateneingabe muss dort z.B. in folgender Weise geschrieben werden: 05 34 30.89 +22 00 52.9
Bei File format am einfachsten GIF auswählen und dann auf RETRIEVE IMAGE klicken und schon wird das Bild geladen.

 

3. Punkt- und Flächenhelligkeiten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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