2
Wolfram Fischer
Pro und Kontra Newton-Teleskop
Auf Grund der verhältnismäßig einfachen Bauart, bestehend aus einem
parabolischen Hauptspiegel und einem planen Ablenkspiegel, sind Newton-Teleskope mit beträchtlichen Öffnungen preislich
relativ günstig zu haben. Sie werden mit recht großen
Öffnungsverhältnissen angeboten und liefern mit gängigen Okularen
visuell und auch
fotografisch helle Bilder. Die Herstellungstoleranzen von
Parabolspiegeln mit größerem Öffnungsverhältnis sind allerdings sehr
gering und eine tatsächliche
Beugungsbegrenztheit ist zumindest hinterfragungswürdig. Bei 1:4 hat
dazu der weitaus größte Teil der Spiegelfläche das Licht eines Sterns (auf der
optischen Achse) auf einen Punkt von kaum 0,005 mm Durchmesser zu
bündeln (Ø zentraler Beugungsscheibchen bei λ=510nm –
Empfindlichkeitsmaximum des nächtlichen Sehens)!
Die Abschattung
durch den Fangspiegel fällt geringer aus als bei
Cassegrain-Teleskop-Typen und beeinträchtigt die Bilddefinition weniger.
Die relative Größe des Fangspiegels wächst jedoch mit dem
Öffnungsverhältnis, sowie bei fotografischer Optimierung. Die Aufhängung
des Fangspiegels erfolgt meist über ein Haltekreuz und erzeugt, um helle
Sterne sichtbar, die typischen Strahlenkreuze (Spikes). Manche finden
diese chic, obwohl sie Licht- und Informationsverlust bedeuten (ließen
sich vermeiden durch eine leider instabilere geschwungene
Fangspiegelaufhängung). Um
in der Deep-Sky-Fotografie randscharfe Abbildungen zu erhalten, ist die
Verwendung eines Komakorrektors erforderlich. Der optische Weg hinter
dem Okularauszug ist ziemlich begrenzt und muss gegebenenfalls
sorgfältig bedacht werden.
Der Einblick in ein Newton-Teleskop ist
bequem, aber gewöhnungsbedürftig. Visuell ist leider auffällig, dass bei
geringen Vergrößerungen der Fangspiegel mit einem leicht unscharfen
Schatten in der Bildmitte in Erscheinung tritt, an dem man gern
vorbeischauen möchte. Höhere Vergrößerungen erzwingen den Blick
ausschließlich auf diesen zentralen Schatten. Ich besaß vor langer Zeit
einen 1:8-Newton, bei dem mich das extrem gestört hat.
(Cassegrain-Teleskope aller Art zeigen so etwas nicht.) Bei dem
alten kleinen 1:10-Newton auf der Sternwarte in Sohland ist mir das
früher nicht aufgefallen. (Mit diesem konnte man allerdings nur
Steckokulare bis maximal 25 mm Brennweite einsetzen. Bei jedem
1:4-Newton ist das ähnlich, wegen der ansonsten zu großen
Austrittspupille.) Der alte Herschel umging dieses Problem mit kleinen
Öffnungsverhältnissen und einer leichten Ankippung der Hauptspiegel.
Unter Hinnahme diverser Abbildungsfehler schaute er ohne Fangspiegel mit
einem Okular, vom Teleskoprand aus, direkt von oben auf den
Hauptspiegel.
Verdrehte Aufnahmen
Zur Bildpositionierung genügt es nicht, lediglich das Aufnahmeobjekt
irgendwie in die Bildmitte zu rücken. Zu einer korrekten
Deep-Sky-Aufnahme sollte auch
die Ausrichtung der Bildachsen
auf die Himmelsrichtungen gehören! (Ausnahmen davon sind z.B., wenn mit
kurzer Brennweite der Horizont
oder eine Landschaft im Bild erscheinen.) Wie ein Blick ins
Internet belegt, gibt es in nichts anderem astrofotografisch mehr
Nachlässigkeiten! Dabei geht es hierbei um etwas, was den Wert einer
Aufnahme in Frage stellen und zur Herausbildung falscher Sehgewohnheiten
beitragen kann.
Norden hat oben und Osten hat links zu liegen. So stehen die Objekte am
Himmel, wenn wir nach Süden schauen und sie kulminieren. Jeder
Himmelsatlas, jede Sternkarte (ausgenommen die Polregionen), egal ob
Nord- oder Südhimmel, ob analog oder digital, professionelle Aufnahmen,
z.B. in Datenbanken wie Digitized Sky Survey, SIMBAD, NED, SDSS u.a.
sind stets so ausgerichtet. Machen wir es genauso, kann man sich leicht
an diesen Quellen orientieren und händisch Objekte identifizieren.
Solche Aufnahmen liefern automatisch eine Lageorientierung.
Das durch die kleinen Sensorgrößen beengte
Bildfeld hat in neuerer Zeit, auch im professionellen Bereich, mitunter
verdrehte Bildfelder notwendig gemacht. Dies dient einer besseren
Objekterfassung. Bei den meisten hier auffälligen Amateuraufnahmen ist
dafür aber kein Grund erkennbar, es ist offenbar ein Versäumnis.
Verdrehte Bildwiedergaben sollten zumindest Markierungen der
Himmelsrichtungen aufweisen, wie z.B. beim Pferdekopfnebel, den man gern
um 90 Grad dreht. Ganz schlimm finde ich die
gegenwärtige Mode, den
Andromedanebel irgendwie verdreht auf dem Rücken liegend
abzubilden. Für junge
Fotografierende eines der reizvollsten Startziele, ist das Internet voll
davon. In Zeitschriften werden solche Bilder auch noch so abgedruckt
oder in Wikipedia und durch YouTube-Videos verbreitet. Natürlich machen
Einsteiger so etwas nach. „Dank" des freien Internets wurde eine falsche
Sehgewohnheit geprägt und
offenbar weiß kaum noch jemand, wie die Galaxie am Himmel steht oder es
spielt für sie keine Rolle. Ein Grund mehr, auf korrekte Bildachsen zu
achten! Machen Sie sich frei von falschen Sehgewohnheiten! Ich weiß aus eigener
Erfahrung wie schwer das ist.
Korrekte Ausrichtung des Andromedanebels
Ausrichtung der Bildachsen
Die Einhaltung aller komplexen Anforderungen in der Deep-Sky-Fotografie
ist eine Herausforderung. Wie soll jetzt das noch gelingen? Nur die
Besitzer von Smart-Teleskopen können sich beruhigt zurück lehnen. Für
sie ist alles kinderleicht und ihnen fehlt sowieso eine
Einflussmöglichkeit, bestenfalls in der Nachbearbeitung.
Tatsächlich ist die Ausrichtung des Bildfeldes auf die Himmelsrichtungen
einfach und kann schnell gelingen, besonders mit einer gut eingenordeten
parallaktischen Montierung. Die Aufnahmekamera muss lediglich im
Okularauszug richtig gedreht werden, aber wie?
Nachdem Sie einen hellen Stern im Live-Bild-Modus zum Fokussieren benutzt haben, stellen Sie diesen in die Nähe eines Bildrandes (lange Seite bei einem rechteckigen Sensor) und lassen ihn, durch Betätigung der Feinbewegung, über das Bildfeld wandern. Der Stern wird wahrscheinlich schräg darüber ziehen. Drehen Sie leicht die Kamera und beobachten was passiert. Wenn der Stern seinen Abstand zum Bildrand beibehält, haben Sie schon gewonnen. Die Bildachsen liegen jetzt, dank parallaktischer Aufstellung, parallel in Ost-West-Richtung auf dem Rektaszensionskreis und rechtwinklig dazu in Nord-Süd-Richtung auf dem Deklinationskreis. Mehr ist hier vor der Aufnahme nicht zu tun. Man muss es mit der Genauigkeit auch nicht übertreiben. Ein Bleistiftstrich an Kamera und Okularauszug kann künftig diese Ausrichtung erleichtern. Alles in allem sollte das in wenigen Minuten zu schaffen sein. Bei der Bildbearbeitung kann später an geeigneter Referenzquelle die Lagekorrektur erfolgen. Die Datei lässt sich problemlos um 90 oder 180 Grad drehen und auch gegebenenfalls spiegeln.
Bei azimutalen Montierungen muss die Kamera um 3 Achsen gedreht
nachgeführt werden, um auch die Bildfelddrehung auszugleichen. Ich habe
hiermit keine Erfahrung, würde aber vermutlich die Ausrichtung am
Aufnahmeort an hellen Sterngruppen durchführen. Über „Guide 9" könnte
man zur Orientierung
eine Vorlage
ausdrucken oder ein POSS II-Bild des Aufnahmefeldes verwenden.
Generell empfehle ich, vor allem für Benutzer längerer Brennweiten,
schon in Vorbereitung einer Aufnahme, sich im Internet ein Bild des
Aufnahmefeldes vom „Digitized Sky Survey" (POSS II am Nordhimmel)
herunterzuladen. Das ist eine wunderbare Referenzquelle, auch in Sachen
Bildausrichtung! Die Adresse ist:
Eine
Koordinateneingabe muss dort z.B. in folgender Weise geschrieben werden: 05
34 30.89 +22 00 52.9
Bei
File
format am einfachsten GIF auswählen und dann auf
RETRIEVE IMAGE klicken und
schon wird das Bild geladen.