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1. Seite Hinweise für AstroamateureWolfram Fischer
Punkt-
und Flächenhelligkeiten
In der Astronomie wirken zwei unterschiedliche,
getrennt wirkende Abbildungsgesetze, für Punkt- und
Flächenhelligkeiten. Die Intensität von Punkthelligkeiten
(Sternen) wächst bekanntlich im Wesentlichen mit der wirksamen
Objektivfläche. Das hat nichts mit dem Öffnungsverhältnis (nach
amerikanischer Schreibart oft fälschlich F/x genannt) zu tun. Ein
größeres Öffnungsverhältnis macht Sterne grundsätzlich nicht heller,
„nur" Nebel und den großen Gegenspieler, die Helligkeit des
Himmelshintergrundes!
Bei Flächenhelligkeiten ist zu unterscheiden
zwischen visuellem- und fotografischem Gebrauch. Fotografisch wächst die
Intensität von Flächenhelligkeiten mit dem Quadrat des
Öffnungsverhältnisses und ist unabhängig vom Objektivdurchmesser. 1:2 ist beispielsweise 16-mal lichtstärker als
1:8 und Nebel werden, wie der Himmelshintergrund, wesentlich heller.
Eine 1:8-Oktik, die Nebel lang
belichten muss, wird aber, auf Grund der unterschiedlichen
Abbildungsgesetze, schwächere Sterne erreichen als eine gleichgroße
1:2-Optik, die einen Nebel gleich tief nur kurz belichten muss!
Visuell hängt die Intensität von
Flächenhelligkeiten (Bildhelligkeit) entscheidend vom Durchmesser des
Strahlenbündels hinter dem Okular ab (Austrittspupille). Teilt man die
Öffnung (in mm) durch die Vergrößerung erhält man die Austrittspupille.
7 mm Durchmesser gelten als optimal. Heller geht es nicht und das hat
weder etwas mit der Größe des Fernrohres, noch mit seinem
Öffnungsverhältnis zu tun, wenn man das richtige Okular hat! Bei
einer 1:20-Optik erzeugt ein Okular mit 140 mm Brennweite und bei 1:4
ein Okular mit 28 mm eine Austrittspupille von 7 mm. Damit einher
geht die geringste sinnvolle Vergrößerung, die allerdings bei kleineren
Teleskopen für viele Anwendungen zu gering ist (Fernglas-Vergrößerung).
Selbst am Yerkes-Refraktor 1,02/19,7m erzielte man nur eine 140,7fache
Vergrößerung und der Blickwinkel wäre sehr klein. Es sei erwähnt, dass
so nicht die schwächsten Sterne erkennbar sind, weil der
Himmelshintergrund zu hell erscheint. Aber für galaktische Nebel mit
Nebelfiltern ist das nicht zu toppen.
Bei
welchem Öffnungsverhältnis liefert welche Okularbrennweite 7mm
Austrittspupille?
1:20 - 140 mm
Jeder der die
gängigen Okularbrennweiten kennt, wird sofort erkennen, warum
Instrumente mit größerem Öffnungsverhältnis im Ruf stehen, visuell
hellere Bilder zu liefern. So langbrennweitige Okulare gibt es nämlich
nicht, weil der Blickwinkel zu klein wird. Wenn sich jemand damit
arrangieren will, müsste er so etwas selber bauen.
Manche hoffen ja,
mit wachsender Öffnung, Nebel immer heller zu sehen. Das erscheint auch
logisch, fängt man doch mehr Licht auf. Das mehr an Licht wird aber auf
größere Sehwinkel verteilt, weil die Vergrößerungen automatisch höher
sind oder es fällt an der Augenpupille teilweise vorbei.
Warum
sieht man in größeren Teleskopen schwächere Nebel?
Dazu müssen Flächenhelligkeiten visuell nicht
heller werden! Nebel erkennt man besser
oder überhaupt, weil höhere Vergrößerungen mit großer Austrittspupille
dafür sorgen. (Zur Erinnerung: Die Austrittspupille ist der
Quotient aus Öffnung und Vergrößerung.) Es rücken kleinere Nebel und
Strukturen ins Reich des Erkennbaren. Auf Grund ihrer geringen
Winkelgröße weisen diese Objekte geringere Helligkeiten auf. Diese
Helligkeiten sind über die Fläche zur quasi Punkthelligkeit (1◻") aufintegrierte
Gesamthelligkeiten.
[Um Flächenhelligkeiten wie
Punkthelligkeiten in Größenklassen angeben zu können, bedient man sich
der Beziehung mf=mp+2,5·lgf.
Dabei ist mf
die Flächenhelligkeit in Größenklassen pro Quadratbogensekunde (m◻"),
mp
eine Punkthelligkeit in Größenklassen (m) und f die Fläche des Objektes
(◻"). Die Formel ist so angelegt,
dass, wenn
f = 1 Quadratbogensekunde ist, mf=mp
ist.] Nebel mit wirklich geringen
Flächenhelligkeiten, oder deren Randbereiche, lassen sich nur
fotografisch beobachten. Mehr dazu unter
[1].