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1. Seite Hinweise für Astroamateure
Wolfram Fischer
Ist
in Sachen Auflösungsvermögen alles klar?
Der Wellennatur des Lichtes und seiner Beugung am Objektivrand geschuldet, ist das Auflösungsvermögen jeder Optik oder Antennenschüssel begrenzt. Es wächst bekanntlich linear mit dem Öffnungsdurchmesser und kürzer werdenden Wellenlängen.
Mir geht es hier um die Klarstellung, dass das Auflösungsvermögen nicht identisch ist mit dem Winkeldurchmesser zentraler Beugungsscheibchen. Dieser Irrglaube ist mir des Öfteren begegnet.Berechnen wir zunächst den linearen Durchmesser zentraler Beugungsscheibchen b (in mm), interessant in der Fotografie. Egal welcher Objektivdurchmesser, b ist für ein Öffnungsverhältnis (Öffnungszahl N) und eine Wellenlänge λ
immer gleich:
b = 2,4394
· N
· λ
Das Empfindlichkeitsmaximum unseres Auges, bei hohen Intensitäten, liegt
bei einer Wellenlänge von 555 nm (Gelb-Grün). In der Nacht verschiebt
sich dieses Maximum, als Purkinje-Phänomen
bezeichnet, zum Blau-Grünen bei etwa 510 nm = 0,00051 mm. Eine 1:8 Optik
erzeugt so beispielsweise zentrale Beugungsscheibchen (b) von ≈ 0,00995
mm. Daraus kann man die Winkelgröße eines zentralen Beugungsscheibchens
s in Bogensekunden berechnen, mit s = b/f
δ₁
= 251643,06 · λ/d
d ist hierbei der
Öffnungsdurchmesser in mm. Für 8 Zoll Öffnung (203,2 mm) ergibt das ein
Auflösungsvermögen von ≈0,6315", die Hälfte des Durchmessers zentraler
Beugungsscheibchen. Was bedeutet das?
Ganz simpel
gesagt, wenn sich die Beugungsscheibchen zweier gleichheller
Sterne berühren, entspricht der
Abstand ihrem Winkeldurchmesser (hier 1,263").
Überlappen sich die Beugungsscheibchen um
50%, liegen ihre Ränder genau über der Mitte des jeweils anderen und sie
stehen nur halb so weit voneinander entfernt. Genau das ist die
Auflösungsdefinition nach Rayleigh.
Zentrale
Beugungsscheibchen weisen nämlich von der Mitte zum Rand einen
Helligkeitsabfall auf. Dieser wird leider gestört, wo sich die Sternscheibchen
überlappen. Dort verstärken sich die Intensitäten oder löschen sich
stellenweise aus. Dennoch ist eine Einsattelung erkennbar, mit der nicht
die Kerbe in der Mitte (Doppelbrötchen) zu verstehen ist. Diese beträgt
beim Rayleigh-Kriterium nur 6,5% vom Scheibchendurchmesser und ist nicht
erkennbar. Sichtbar als Einsattelung ist nur der Helligkeitsabfall von
26,5%. Die Grenze des Wahrnehmbaren soll bei 20% liegen.
Diese Auflösungsdefinition liefert am ehesten einen realistischen Wert für
Spiegelteleskope, deren Bilddefinition durch einen Fangspiegel im
Strahlengang gestört ist. Hier wandert, je nach Obstruktion, ein Teil
der Intensität der zentralen Beugungsscheibchen in die äußeren
Beugungsringe, was die Schärfeleistung beeinträchtigt. Früher sprach man sogar davon, dass ein Spiegelteleskop nur die
halbe Auflösung liefert, wie ein gleichgroßer Refraktor.
Es existieren verschiedene Definitionen für das Auflösungsvermögen. Die Theoretiker
sind sich da nicht einig. Nach
Strehl (61% Überlappung) gibt es gerade gar keine Einsattelung mehr und
2 gleichhelle Sterne erscheinen nur als Ei. Ab 59% Überlappung soll man
mit staubfreier Spitzenoptik (Refraktor oder Schiefspiegler) gerade noch
unter optimalsten Bedingungen eine Chance haben 2 Sterne getrennt
wahrzunehmen. Die Einsattelung beträgt aber nur 2% (?).
Diese absolute praktisch-theoretische Auflösungsgrenze berechnet sich: δ₂ = 206264,8 · λ/d
Zeiss-Jena hat
früher die Auflösung seiner Teleskope nach dieser Formel angegeben. Eine
8 Zoll Optik hätte danach 0,518" Auflösung. Mehr dazu unter
[4].
6. Belichtung und Reichweitenzuwachs