Bildinhalt: Milchstraße im Schwanz des Skorpions im Hα-Licht (mit wellenartigen Dichteschwankungen, durch unsachgemäße Abschwächung des Negativs)
Aufnahmedaten:
Aufnahmedatum: 23. April 1988, von 3.23 – 4.03 Uhr argentinischer Zeit
Belichtungszeit: 40 Minuten
Sichtbedingungen: Himmel hervorragend
Aufnahmeoptik: Sonnar 2,8/180, Blende 2,8
Kamera: EXAKTA VX 500
Filter: Lumicon Hα-Pass Filter
Emulsion/Film: Kodak TP 2415, hypersensibilisiert
Aufnahmeort: Zentrum von Buenos Aires (-34,9º), Argentinien, Dach des Hotels „Aspen“
Bildverarbeitung: Entwicklung 5 Minuten bei 20ºC in Kodak D19, Negativ wurde in ORWO A700 abgeschwächt. Leider wurden dabei die Negative nicht ausreichend bewegt. Die Abschwächung erzeugte hier sehr störende wellenartige Dichteschwankungen. Der hypersensibilisierte Film wies, nach wochenlangem Transport in tropischen und subtropischen Regionen, einen hohen (und leider auch ungleichmäßigen) chemischen Schleier auf. Die in einem Wasserstoff-Stickstoffgemisch gehyperten Filme reagieren bei ihrer Lagerung empfindlich auf Wärme und Luftfeuchtigkeit.
Veröffentlichung: Zeitschrift „Astronomie und Raumfahrt“, Heft 5/6/1989, „Zwischen den Konzerten… Astrofotografie in Argentinien“; Zeitschrift „Fotografie“, Heft 3/1990, „Unter südlichem Sternenhimmel“; Informationsblatt der Sternwarte „Sohlander Sterngucker“, Heft Oktober 1993, Bildbeitrag; Informationsblatt der Sternwarte „Sohlander Sterngucker“ Nr. 94, Februar 2001
Anmerkungen: Neben Sternwolken und Sternhaufen wird der Raum erfüllt von leuchtenden und nicht leuchtenden Nebelmassen. Am rechten Bildrand der helle Stern ist λ Scorpii. Der vermeintliche Doppelstern in Bildmitte ist G Scorpii zusammen mit dem Kugelsternhaufen NGC 6441. Zwischen G und λ Scorpii liegt der offene Haufen NGC 6400. Links etwas oberhalb der Bildmitte der offene Haufen M 7, oben rechts der Haufen M 6. Während der Aufnahme stand die Himmelsregion in Zenitnähe.
DIE ZWEITE SÜDAMERIKAREISE DES GEWANDHAUSES
Text aus meiner Ausstellung 2000 im Gewandhaus:
„Vorbereitungen:
Als sich 8 Jahre später erneut eine Reise mit dem Gewandhausorchester nach Südamerika ankündigte, stand für W. Fischer fest, die Begegnung mit dem Südhimmel erneut fotografisch zu suchen. Aufgrund der früheren Reisen und durch die Arbeit mit seiner Schmidt-Kamera, war W. Fischer inzwischen so reich an Erfahrungen, dass er zielsicher seine Reiseausrüstung, den Erfordernissen entsprechend, optimieren konnte. Praktisch nichts wurde mehr dem Zufall überlassen!
Er bastelte, mit Unterstützung durch einen Feinmechaniker, ein Getriebe mit einem einfachen Gleichstrommotor, der, über ein Potentiometer reguliert, die Nachführung der Montierung (42 Minuten lang) wesentlich verbesserte und vereinfachte. Darüber hinaus brachte er parallel zur Stundenachse ein kleines Fernrohr mit Fadenkreuzokular an, das als Polsucher fungierte. An Hand einer Umgebungskarte konnte damit auf wenige Bogenminuten genau der Himmelspol anvisiert und die Montierung auf Anhieb ausreichend genau aufgestellt werden. Für die Justierung der Polhöhe wurde an einem Stativbein ein umgebauter Seilspanner angebracht, der die Arbeit sehr erleichterte (bereits 1980). Als Dunkelfeldbeleuchtung für das Fadenkreuzokular des Leitrohres, diente eine regulierbare, vor das Objektiv gehängte Glühbirne.
Die Ausrüstung konnte, dank gelegentlicher Westreisen, mit der besten auf der Welt verfügbaren s/w Filter-Filmkombination für die Astrofotografie, einem gashypersensibilisierten Kodak TP 2415-Film und einem Lumicon Hα-Pass-Filter komplettiert werden. Dieses strenge Rotfilter ist das stärkste Mittel Fremdlicht zu unterdrücken und zugleich schwache Wasserstoffnebel hervorzuheben (Faktor 10x,...). Die damit noch mögliche Belichtungszeit wurde im Stadtlicht von Leipzig ermittelt. Auch Fokustestaufnahmen wurden durchgeführt!“
Die Westmaterialien bestellte für mich Michael Pausch aus Germering (bei München) bei der Firma Astrocom. Pausch gehört zur Verwandtschaft meiner Frau. Nach Erhalt sandte dieser mir die Materialien per Post in die DDR. Auf einer Westdeutschlandreise mit dem Gewandhaus überwies ich ihm die Unkosten. Interessant ist, dass in meinen Stasiunterlagen der komplette Briefverkehr in dieser Angelegenheit aktenkundig war.
Die Grundausstattung meiner Ausrüstung entsprach aber der Reise von 1980. Als Leitfernrohr diente ein E 50/540 mit 6 mm Fadenkreuzokular und Zenitprisma. Die EXAKTA, mit Teleobjektiv Sonnar 2,8/180, wurde über einen Adapter, an Stelle der Deklinationsgegengewichtsstange, an meine T-Montierung befestigt.
Auf der Reise
Das erste Reiseziel der Tournee war erneut Buenos Aires. Nach Ankunft galt es zunächst die Strapazen der 26stündigen Reise und die fünf Stunden Zeitumstellung zu verkraften. Die beruflich künstlerische Aufgabe stand natürlich im Vordergrund und Hobbyaktivitäten mussten aus dieser Sicht noch physisch vertretbar sein.
Der argentinische Herbstmonat April bescherte W. Fischer 4 ungewöhnlich klare Nächte, zufällig in der Neumondzeit liegend.
Als Beobachtungsplatz hatte er, schon bald nach Ankunft, wieder das Hoteldach erkundet. Dieses konnte problemlos betreten werden und gewährte einen recht guten Ausblick und Schutz vor direkter Straßenbeleuchtung. Der Weg vom Hotelzimmer zum Beobachtungsplatz war kurz und gefahrlos.
Das Instrumentarium hatte den Transport tadellos überstanden und hätte, dank mitgeführtem Werkzeug und verschiedenen Ersatzteilen, in allen nur denkbaren Fällen repariert werden können.
Trotz aller Erprobungen des Gerätes am heimatlichen Himmel, war der Einsatz des Polsuchers am Südpol Neuland für ihn. Da die Optik schwach und die Dunkelanpassung des Auges mangelhaft war, konnte er lediglich die hellsten Sterne der Südpolregion erkennen. Am ersten Abend gelang es nicht, die beobachteten Sterngruppierungen auf der Sternkarte zu identifizieren. Die Wahl einer falschen Sterngruppe führte zu einem merklichen Aufstellungsfehler, der nachgescheinert werden musste. Die Zuordnung der beobachteten Sternfiguren und damit die Arbeit mit dem Polsucher gelang erst in der Folgenacht. Geringe Aufstellungsfehler rührten von der leichten Dejustierung des Polsuchers durch den Transport her.
In vier Beobachtungsnächten absolvierte W. Fischer 14 Beobachtungsstunden und belichtete ebenso viele Aufnahmen. Schwächere Objekte wurden mit Hilfe der Teilkreise eingestellt. Die Aufnahme der Großen Magellanschen Wolke misslang leider aufnahmetechnisch. Das Objekt stand sehr ungünstig. Leitrohr und Kamera ließen sich nicht gemeinsam auf das Objekt stellen, da das Leitrohr vorher an der Montierung anstieß. Er konnte lediglich die Kamera ausrichten. Das Leitrohr stand 40º nach Norden gedreht. Schon wenige Deklinationskorrekturen verursachten so Strichbildungen.
Tagebucheintragung: „23.04.1988
Ich stand früh 3 Uhr auf und ging hoch auf das Dach. Der Himmel war hervorragend. Sco und Schütze standen in Zenitnähe. Das helle „Milchstrassenzentrum“ war zu sehen. Mit dem nachjustierten Polsucher stellte ich nun ganz gut den Pol ein und belichtete mit 2,8/180, Hα von 3.23 – 4.03 Uhr den Schwanz des Skorpions. Anschließend belichtete ich mit 3,5/30 + Hα von 4.22 – 5.02 Uhr den Schützen und Sco. Danach musste ich schnell runter, alles auseinander bauen und verpacken. 5.45 Uhr saßen wir beim Frühstück. 6.45 Uhr war Abfahrt mit Bussen zum Flughafen. 9 Uhr starteten wir mit einem Airbus (Cruzeido) nach São Paulo."