Bildinhalt: der 257 mm Cassegrain-Hauptspiegel mit 50 mm Mittelbohrung (bis 2 mm vor dem Durchbruch vorgebohrt) und davor der kleine Hilfsablenkspiegel, Bestandteil meiner Autokollimationsprüfeinrichtung zur elliptischen Retusche (siehe 19960411.1., 2... und 3...)
Aufnahmedaten:
Aufnahmedatum: 11. April 1996
Aufnahmeort: Bücherwand in meinem Arbeitszimmer in Leipzig
Anmerkungen: Am 13.02.1995 begann ich 2 neue 10 Zoll Duran 50-Scheiben zu bearbeiten. Ich hatte beschlossen, ein System 257/4000 anzustreben.
Die Hauptspiegelherstellung verlief erstaunlich unproblematisch. Ich schliff von Anfang an mit komplizierten Mischstrichen. Vor der Politur wurde, von Daniel Arndt in Magdeburg, eine 50 mm Bohrung, bis ca. 2mm vor dem Durchbruch, vorgetrieben. Nach 31,5 Stunden war der Hauptspiegel annähernd kugelförmig und einigermaßen auspoliert. Nun begann ich mit der Fangspiegelherstellung. Dazu musste zunächst ein konkaves Prüfglas geschliffen werden. Mit dessen exakter Kugelform hatte ich, trotz der geringen Größe, elende Probleme. Ich benötigte knapp 26 Stunden Polierzeit, vom 11.05. – 31.08.1995. Nun begann ich die Gegenscheibe des Prüfglases, den eigentlichen Fangspiegel meines Systems (aus Zerodur) zu polieren. Die Zerodurscheibe polierte sich sehr schnell aus. Nur mit dem mir völlig fremden Interferenztest (Auflegen des Prüfglases) kamen unsägliche Probleme auf mich zu. Die Formgebung des Fangspiegels wurde so zum zeitaufwändigsten Unterfangen. Dieses zog sich bis zum 07.01.1996 hin und forderte 71,5 Polierstunden! (Meine Erfahrungen hierzu sind in meiner Homepage unter
Lösungen nachzulesen.)
Danach ließ ich den Fangspiegel verspiegeln und baute in der Zwischenzeit eine Autokollimationsprüfeinrichtung (siehe 19960411.1 – 4.f.Autokollimation+.S). Dazu verwendete ich einen meiner großen Zeiss-Planspiegel. Am 23.03.1996 begann ich mit der elliptischen Retusche des Hauptspiegels. Sie zog sich, mit äußerster Sorgfalt, bis zum 19.05.1996 hin. In den 58 Tagen polierte ich lediglich 11 Stunden und 35 Minuten. Die meiste Zeit verging mit warten. Nach der Bearbeitung musste sich die Optik vor ihrer Prüfung thermisch völlig entspannen. Die Endprüfung des Systems erfolgte ca. 36 Stunden nach der letzten Politur!
Meine „Spiegelschleiferei” fand damit ihr Ende. (Auch wegen gesundheitlicher Probleme mit den Ellenbogen.)
Um die erforderliche asphärisch elliptische Form des Hauptspiegels kontrolliert einpolieren zu können, entschloss ich mich für die Anwendung eines Null-Tests. (Null-Test bedeutet, dass die optische Fläche in vollendeter Form im Test einfach als Ebene erscheinen muss.) Hierfür baute ich diese aufwändige und heikle Prüfanordnung. Man benötigt ein von einer Punktlichtquelle stammendes parallel in die Optik fallendes Strahlenbündel, z.B. einen Stern. Unter den günstigeren Laborbedingungen (ohne Temperaturdifferenzen und Luftunruhe) erreicht man die Parallelität eines künstlichen Sternlichtes (vom Schmalfilmprojektor stammend) durch zweimaliges durchlaufen der Optik. Dies ließ sich durch einen meiner beiden großer Planspiegel realisieren (rechts), vor dem der fertige Fangspiegel und im berechneten Abstand der Hauptspiegel justierbar montiert waren. Hinzu kam ein kleiner elliptischer Hilfsablenkspiegel, der, einer Nasmyth-Anordnung entsprechend, den künstlichen Stern vom Brennpunkt seitlich in den Strahlengang hinein und wieder heraus lenkte. Das abgeschickte Licht wurde nach 7facher Reflexion in der Foucaultschen Methode (Rasierklinge) geprüft. Die optischen Fehler multiplizierten sich dadurch. Allerdings gingen hier auch etwaige Fehler der Hilfsoptiken mit ein. Nur wenige Millimeter neben dem Aussendepunkt des künstlichen Sterns wurde dieser, durch geeignete Ausrichtung des Systems, wieder scharf abgebildet. Genau an dieser Stelle wurde die Rasierklinge in den Strahlengang geneigt. Das Auge dicht dahinter gehalten, erschien die Optik hell erleuchtet und beim Hineinneigen, im Zwielicht, zeigten sich unvorstellbar winzige Abweichungen, Schatten und Ringe, bis zu λ/20!