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Bildinhalt: das Kreuz des Südens mit 10 offenen Sternhaufen und teilen des Kohlensacks, einer ausgedehnten Dunkelwolke

Aufnahmedaten:
Aufnahmedatum: Nacht vom 17. zum 18. April 1980
Belichtungszeit: 30 Minuten, Handnachführung an Feinbewegung (modifizierte Telementormontierung)
Sichtbedingungen: Himmel sehr sehr gut
Aufnahmeoptik: Sonnar 2,8/180, Blende 2,8
Kamera: EXAKTA VX 500
Filter: -
Emulsion/Film: ORWO DK5-Film
Der DK5 war ein extrem feinkörniger Hochkontrastdokumentenfilm mit etwa 12 DIN Empfindlichkeit. Dieser Film reagierte sehr träge auf hellen Himmelshintergrund, war aber für die Astrolangzeitfotografie mit großem Öffnungsverhältnis hervorragend geeignet. In mancher Hinsicht hatte er Ähnlichkeit mit dem Kodak TP 2415. Er war allerdings nicht im Hα-Bereich empfindlich und hatte eine starke Grünlücke. Die Sterngrenzgrößen lagen auf ausbelichteten Aufnahmen deutlich höher als beim ORWO NP 27-Film.
Aufnahmeort: Hoteldach im Zentrum von Buenos Aires, geogr. Breite -34,9º
Bildverarbeitung: -

Veröffentlichung: Dieses Foto erschien in der Zeitschrift „Astronomie in der Schule“, Heft 1/1983.

Anmerkungen: BUENOS AIRES 1980
Im Frühjahr 1980 bot sich mir die Teilnahme an der 1. Gewandhausreise nach Südamerika, (Argentinien, Brasilien, Venezuela und Mexiko). Als DDR-Bürger und Astroamateur war dies eine ganz und gar unglaubliche Sache! Einmal im Leben das Kreuz des Südens sehen können. Wenn es mir gelänge, dieses auch noch zu fotografieren, würde ein Lebenstraum in Erfüllung gehen! Hinzu das Bewusstsein, unter denen, die solch eine Reisemöglichkeit in der DDR hatten, sicherlich der Einzige zu sein, der solche Aufnahmen hinbekäme...

In Vorbereitung dieser Reise zeichnete ich eine große Sternkarte des südlichen Himmels, um mir die Positionen der Gestirne einzuprägen. Sie wurde am 29.01.1980 fertig gestellt. Eine fotografisch verkleinerte Kopie dieser Karte begleitete mich auf den Reisen 1980 und 1988.
Die instrumentelle Ausrüstung entsprach weitgehend der Cubareise 1978 (siehe 19780899.5.Reise.Instrumente+). Nur das schwere Zeiss Holzdreibeinstativ konnte ich aus Gewichtsgründen nicht mitführen. Das leichtere große Holzfotostativ wurde umgebaut. Statt Schwenkkopf kam ein Teil mit 20 mm Aufsatzzapfen darauf. Zur Polhöhenfeineinstellung verwendete ich diesmal keine Fußschrauben. Ich schmiedete einen Seilspanner um und ließ kleine Haltebleche anschweißen. Dies wurde an einem ausziehbaren Stativbein montiert, was eine feine Längenänderung ermöglichte. Im Norden oder Süden positioniert, machte dies die Polhöhe stellbar. Der Bruder von Bernd, mein alter Schulfreund Joachim Hanisch, half mir bei der Herstellung und Beschaffung dieser Teile.

Tagebucheintragung: „Astroarbeit während der Südamerikareise des Gewandhauses, vom 15.04. – 16.05.1980
Trotz meiner sehr gewichtssparenden Ausrüstung wog beim Hinflug mein Koffer 23 kg. Aber Günter transportierte für mich das Fernglas 10x50 und mein diesjähriger Zimmerbeiwohner Johannes Fritzsch beförderte den Sonnar 2,8/180, den 3,5/30 und Detlefs EXAKTA. Wegen Zollproblemen in Brasilien hatte ich mich mit Johannes geeinigt, dass er mit meiner EXAKTA seine ganzen Reisefotos machen sollte und ich nachts (zur Astrofotografie) mir einen anderen Film einlegen würde. Um mit verschiedenen Filmmaterialien, NP 27, DK5, NC 19 (und für Johannes UT18), in einem Apparat klarzukommen, hatte ich 4 gebastelte, lichtdichte kleine Kartons und schwarzes Verpackungspapier dabei. Zusätzlich kaufte ich 3 Einlegespulen. Bei Bedarf konnte ich so in der Dunkelheit im Bad des Hotelzimmers die Filme in der EXAKTA wechseln.

15.04.1980
Beim Hinflug mit einer finnischen DC8 von Berlin-Schönefeld nach Buenos Aires überfliegen wir 20.55 Uhr MESZ bei 30º westlicher Länge den Äquator. 22.05 Uhr MESZ taucht unter uns Festland auf, Südamerika (Brasilien). Unten geht gerade die Sonne unter. Trotz quälender Müdigkeit schaue ich mit wachsender Spannung raus zum dunkler werdenden Himmel. Gegen 22.45 Uhr MESZ entdecke ich in der Dämmerung „die“ Gestirne des Südens, α und β Centauri und das Kreuz, ca. 25º hoch. Der Abstand zwischen α und β Centauri ist überraschend groß. Mindestens so wie zwischen Benetnasch und Mizar. 23.05 Uhr MESZ kann ich Vela und Teile von Carina durch das Flugzeugfenster ausmachen. Canopus liegt direkt in Flugrichtung und ist unsichtbar für mich. Die Orientierung am Himmel bereitet mir kaum Schwierigkeiten. Puppis steht sehr hoch im Süden. In Carina schimmert ein heller offener Sternhaufen durch. 23.17 Uhr MESZ erkenne ich den hellsten Kugelsternhaufen, ω Centauri. Ich sehe Rabe und Spica. Unter mir die Küste Brasiliens.
23.23 Uhr MESZ entdecke ich das Sternbild Fliege. Gegen 23.30 Uhr durchfliegen wir eine Gewitterfront, mit Anschnallen und heftigen Erschütterungen. 23.57 Uhr Südliches Dreieck gesichtet. Die Milchstraße wird jetzt prächtig. Es ist unglaublich, sogar der Kohlensack ist mit bloßem Auge von hier oben zu erkennen. 0.12 Uhr Überflug von Rio. Ich kann aber nichts sehen. Dafür ist Sternbild Wolf jetzt gut zu erkennen. Die Flugrichtung hat sich etwas geändert und erstmals fallen die hellen Strahlen des fernen Canopus in meine Augen. Doch was erblicke ich tiefer und mit gewaltiger Winkelausdehnung? Die Magellanschen Wolken! Achernar steht jetzt in der Nähe seiner unteren Kulmination. Gegen 0.30 Uhr geht langsam Ara auf. Um 1.15 Uhr erscheint flach am Horizont das Sternbild Skorpion. Um 1.25 Uhr MESZ erkenne ich Pfau, Tukan und NGC 104, den zweithellsten Kugelsternhaufen, nahe der kleinen Magellanschen Wolke.
Um 3.04 Uhr MESZ Landung in Buenos Aires. Nach 7 h waren wir auf den Kapverdischen Inseln zwischengelandet und von dort in 8 h 35 min. nach Buenos Aires geflogen. Der Zeitunterschied betrug, wegen der Sommerzeit in der Heimat, -5 h.

17./18.04.1980; 24.00 – 2 Uhr argent. Zeit
Himmel sehr sehr gut. Nach dem Konzert, das erst 21.00 Uhr begann, bemühte ich gegen Mitternacht Johannes, an der Rezeption eine Beobachtungsmöglichkeit auf dem Hoteldach zu erwirken...
Ansonsten sah die Hotelumgebung für Astrozwecke absolut hoffnungslos aus. Wir wohnten direkt im Zentrum dieser 10 Millionenmetropole. Unweit von uns verlief die Straße „9. Juli“, die breiteste Straße der Welt und überall wurde mit Straßenbeleuchtungen Verschwendung betrieben. Außerdem traute ich mich nachts nicht allein mit meinem Instrumentarium auf die Straße, (wegen der angeblich hohen Kriminalität). Natürlich wäre es eine Zumutung gewesen, einen Kollegen zu bitten, mich zu begleiten. Jede Aktivität in dieser Richtung war, bei der hohen Dienstbelastung
(alle Beethoven-Sinfonien in einer Woche) und der Übermüdung eine echte Zumutung. Astronomische Bemühungen grenzten so an Selbstaufopferung. So etwas konnte ich keinem anderen abverlangen.
...Tatsächlich klappe es. Ein Hoteldiener wurde geholt, der mich zum Hoteldach hinaufführen sollte. Zunächst hielten wir in der Etage unseres Zimmers. Ich tobte hin und holte die bereits vor dem Konzert installierte Anlage. Vom 8. Stock aus führte eine Wendeltreppe rauf zum Dach. Es war ganz einfach. Auf dem Dach wurden Johannes und ich von unserem Begleiter umsichtig auf Gefahren hingewiesen, Kabel, Rohre ect.. Ich gab dem Diener 2000 Pesos (2 DM) und er und Johannes gingen. Es dauerte aber nicht lange und mich erschreckte das erneute Auftauchen des Bediensteten, der mir aber nur den Zimmerschlüssel brachte. Johannes wollte natürlich schlafen.
Endlich war ich allein. Am Himmel ließ sich trotz großer Helligkeit vieles erkennen. Der Himmel war sehr klar. Ich begann mit der Aufstellung der Anlage. Der Kompass zeigte mir grob die Nord-Südrichtung. Es stellte sich heraus, dass die Hauswand genau in dieser Himmelsrichtung verlief. Ich verzichtete auf eine Polhöhenjustierung, weil mein Objekt in Kulminationshöhe stand. Statt im Norden die Meridianjustierung einzuscheinern, bemühte ich mich lange direkt im Aufnahmegebiet. So vergingen ca. 1,5 Stunden. Zwischendurch beobachtete ich mit dem Fernglas 10x50 zahllose Sternhaufen, auch ω Centauri. Vor allem im Carinagebiet fielen ungewöhnlich helle Sternhaufen auf. Einige von ihnen schimmerten mit bloßem Auge durch und reizten mich sehr zum Fotografieren. Leider befand sich diese Gegend bereits zu weit im Westen und ließ sich, so wie die Montierung aufgestellt war, nicht mehr einstellen. Schließlich belichtete ich, in sehr unbequemer Stellung, 30 Minuten lang (DK5, Sonnar 2,8/180) das Sternbild Kreuz. Weder Aufstellungsgenauigkeit noch Handnachführung waren restlos Vertrauen erweckend.
Fast betäubt vor Überanstrengung torkelte ich anschließend runter in unser Zimmer und in mein Bett.

Am Morgen des 20.04., nach dem Frühstück, entdeckte ich, dass mein Koffer kunstgerecht, profihaft aufgebrochen wurde. Die Angeln der Kofferschlösser waren einfach aufgebogen, so dass der Verschluss (die Schlösser) nicht störte. Im Koffer selbst fehlte aber nichts. Johannes brachte den Gedanken ins Spiel, dass mein seltsames Unterfangen auf dem Hoteldach sicherlich gemeldet wurde und mein Koffer von einem Geheimdienstmann untersucht wurde.“
Seit ich meine Stasiunterlagen einsehen konnte, aus denen hervorging, dass alle Briefwechsel im Zusammenhang mit der Kontaktaufnahme mit unseren argentinischen Verwandten aktenkundig wurden, schließe ich nicht aus, dass dieser Kofferaufbruch möglicherweise mit Aktivitäten der Stasi im Zusammenhang stand... (2003).